Integrieren
Die normative Dimension der Konzeptionellen Kompetenz
Integrieren soll hier bedeuten: Synergie schaffen. Synergie steht dafür, dass das Ganze mehr ist, als die Summe seiner Teile. Auf
der historischen Ebene und im zwischenmenschlichen Bereich synergetische Integration die höhere Einheit, die Gegensätze
vereint und Differenzen kreativ ausgleicht. Synergie liegt jenseits eines suboptimalen Kompromisses, der durch einen Interes-
vsenkampf ausgehandelt wurde.
Synergie entsteht, wenn man gemeinsam eine dritte Alternative entdeckt, die für beide Seiten besser ist, als die vorab vorhan-
denen individuellen Ausgangspositionen. Ein Verhältnis von „Herr und Knecht“, wie es der deutsche Philosoph G.F.W. Hegel in
seiner Phänomenologie beschrieben hat, wird dadurch überwunden.
Synergie schafft ein „Wir“, in dem auf Augenhöhe Gewinn-Gewinn-Lösungen entwickelt werden. Der in Stuttgart lehrende Philo-
soph und Autor eines fulminanten Hegelbuches Sebastian Ostritsch beschreibt dieses Wir wie folgt:
„Wenn zwei Menschen im Bewusstsein ihrer gemeinsamen Zugehörigkeit zu einem Wir aufeinandertreffen, dann kommt es gerade nicht
zu einem Kampf auf Leben und Tod und auch nicht zu einer nur einseitigen, asymmetrischen Anerkennung. Sobald zwei Individuen
erkennen, dass sie zum selben Wir gehören, entsteht vielmehr ein wechselseitiges Anerkennungsverhältnis zwischen ihnen“ (Sebastian
Ostritsch: Hegel. Der Weltphilosoph. Propyläen 2020, S. 113).
Beispiele für ein „Wir“ in diesem Sinne sind der „Mannschaftsgeist“ im Sport oder das harmonische Zusammenwirken eines
(improvisierenden) Orchesters.
© COPYRIGHT DIETER HAGER 2022
Letzte Aktualisierung 22. Dezember 2022
Das Resonanzkonzept von Hartmut Rosa
Mit seinem Konzept der „Resonanz“ hat der Jenaer Soziologe Hartmut Rosa eine umfassende Analyse- und Beurteilungskategorie
entwickelt, die eine starke Entsprechung zum hier thematisierten Synergieprinzip aufweist. Die Situation in unserer spätmoder-
nen Gesellschaft trifft er damit m.E. auf den Punkt:
„Was mir vorschwebt, ist ein Verhältnis zu Natur und Geschichte, zu den politischen Institutionen und zu den Mitmenschen und am Ende
auch ein Selbstverhältnis, das eine wechselseitige Beziehung ist. Das heißt, weder sind diese natürlichen und sozialen Gegenüber blind zu
akzeptieren, noch können wir sie einfach autonom beherrschen. Vielmehr lässt sich das, was dabei geschieht, als Antwortgeschehen
zwischen den beiden Seiten begreifen.
Eine solche Beziehung fasse ich mit dem Begriff der Resonanz. Sie bedeutet die Fähigkeit und Erfahrung eines "Berührtwerdens" durch
ein Anderes, ohne fremdbestimmt zu werden. Sie bedeutet die Fähigkeit und Erfahrung, dieses Andere selbst zu berühren oder zu er-
reichen, ohne über es zu verfügen. Sie bedeutet eine wechselseitige Anverwandlung, in der unentfremdete Lebendigkeit erfahren wird.
Und sie ist unverfügbar, denn sie lässt sich nicht erzwingen und ist ergebnisoffen. Ein Weltverhältnis der Resonanz zu verwirklichen
könnte als regulative Gemeinwohlidee dienen und auf diese Weise einen Kompass durch die Umbrüche unserer Zeit liefern“ (Hartmut
Rosa: Ohnmacht. Was muss sich ändern? Es herrscht rasender Stillstand. Unser Verhältnis zur Welt ist versteinert. DIE ZEIT
Nr. 29/2019).
Stephen Covey und die 3. Alternative
Die praktische Frage, wie Synergie in Familie, Beruf, Bildungswesen, Rechtssystem und Gesellschaft verwirklicht werden kann,
beantwortet höchst profund Stephen Covey in seinem letzten Buch „Die 3. Alternative. So lösen wir die schwierigsten Probleme
des Lebens“. Gabal 2012).
Strategie-Mapping
Die strategische Ausrichtung in Unternehmen hat mittlerweile einen Grad von Kom-
plexität und Brisanz erreicht, der mit geläufigen Planungsmethoden und mit klas-
sischer Hierarchie nicht mehr steuerbar ist.
Dezentrale, netzwerkartige Strukturen, neuartige und vielschichtige Aufgabenstel-
lungen, bereichs- und kulturübergreifende Zusammenarbeit erfordern neue kog-
nitive Strategien und Formen der Gesprächsführung.
Unter der Bezeichnung "Strategie-Mapping" habe ich hierfür eine Lösung entwik-
kelt, die der Zusammenarbeit erfolgreicher Unternehmen, Forscher, Städteplaner
und Militärstrategen bei hochkomplexen Projekten abgeschaut ist.
Der Clou der Methode
Der Kern ist eine Konzept-Map zu strategischen Fragen, die von einer Gruppe von
Interessens- oder Konfliktpartnern mit Unterstützung eines Moderators entwickelt
wird.
Schritt für Schritt werden in dieser Konzept-Map die zentralen Themen der Beteili-
gten erfasst und in Fragen umformuliert, ihre Ideen hierzu festgehalten, sowie die
Pro- und Kontraargumente ermittelt.
Auf einer Projektionsfläche wird mit Hilfe spezieller Software die Entstehung der
Konzept-Map für alle Teilnehmer visualisiert. Durch spezielle Fragetechniken und
eine klare Methode stellt der Moderator einen sachlichen, fairen und zielgerichteten
Diskussionsverlauf sicher.
Anwender
Die Methode ermöglicht eine lösungsorientierte und hierarchiefreie Entscheidungs-
finung und ist deshalb von Bedeutung für:
•
Manager, die ein Expertenteam zeitgemäß führen möchten
•
kollegiale Teams, die eine gemeinsame Strategie entwickeln möchten
•
Netzwerkorganisationen, die ihre Zusammenarbeit vertiefen wollen
•
konkurrierende Akteure, die einen Rahmen für Koordination abstecken möchten
Im Unterschied zu herkömmlichen Besprechungsverfahren, bietet Konzeptionelle
Führung die Möglichkeit,
•
neue Optionen deutlich schneller zu entwickeln
•
die Ideen und Wünsche aller Beteiligten gezielt einzubeziehen
•
auch bei komplexen Themen rasch auf den Punkt zu kommen
•
Lösungen zu erarbeiten, mit denen sich jeder identifiziert
•
nachvollziehbare Entscheidungen mit hoher Qualität zu treffen
•
sofort die nächsten Erfolgsschritte zu erkennen und umzusetzen
Strategie-Mapping st eine intellektuell spannende und zugleich praktische Art, ge-
meinsam tragfähige Lösungen zu erarbeiten.
Vorteile
Mit Hilfe von Strategie-Mappingt es besonders gut möglich,
•
Betroffene zu Beteiligten zu machen
•
einen roten Faden zu finden und einzuhalten
•
unterschiedliche Sichtweisen angemessen zu würdigen
•
neue Lösungsalternativen systematisch zu entwickeln
•
gezielt Gewinn-/Gewinn-Entscheidungen herbeizuführen
•
sofort einen Handlungsplan zu definieren
•
Der Unterschied zu anderen Methoden
In folgenden Punkten unterscheidet sich KOLLEGIALES FÜHREN entscheidend von
herkömmlichen Planungs- und Besprechungsverfahren:
• simultane Abbildung der Diskussion auf einem gemeinsamen Display
• Lösungsmethode speziell für komplexe Probleme
• Moderator als aktiver Argumentationshelfer
Gemeinsame systemische Sicht ...
... statt Fragmentierung der Perspektiven
Wichtige Grundlagen
• Issue-Based Information System von Horst Rittel
• Dialogue Mapping von Jeff Conklin CogNexus Institute
• Strategic Management von John M. Bryson, Fran Ackermann, Colin Eden auf der Basis von Decision Explorer